Zurück
LesungenBühnenTourismus

Lesung Olga Grjasnowa

Moderne jüdische Lebensverhältnisse

Die in Baku (Aserbaitschan) geborene Schriftstellerin Olga Grjasnowa, die mit „Der Russeist einer, der Birken liebt“ einen Bestseller geschrieben hat, liest am Donnerstag, 12.12., auf

Einladung des bücherladen, der Kulturini e.V. und der vhs um 20 Uhr im Dingolfinger

Bruckstadel aus ihrem neuen Buch „Juli August September“.

Mit ihrem Erstling „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ hat Olga Grjasnowa 2012 gleich einen

großen literarischen Erfolg erzielt. Herkunftsort der Hauptperson ist wie in ihrem neuen Roman

„Juli August September“ Baku, die Hauptstadt Aserbaitschans, wo die heute in Wien lebende

Autorin als Tochter einer russisch-jüdischen Familie geboren ist. Nach dem Ende der Sowjetunion

gab es die Möglichkeit als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland zu emigrieren, wo sie den

deutschen Pass erhielt, weil ihre „Familie von der Wehrmacht fast völlig ausgerottet und die

jüdische Zuwanderung toleriert wurde“ .(O.Grjasnowa, Künstler im Exil, 2019)

„Juli August September“ ist autobiografisch angehaucht, aber keine Autobiografie. Das eigene

Erleben ist eine Art Baukasten für den Roman, der sensibel und mit einer Portion Komik von einem

modernen jüdischen Familienalltag in Berlin erzählt, bei dem zunächst einmal das Jüdischsein

nicht allzusehr im Vordergrund steht. Lou und Sergej, das Paar im Zentrum des Romans, ist nicht

religiös und im Gesellschaftsleben integriert. Doch als ihre kleine Tochter unvorbereitet von außen

mit dem Holocaust konfrontiert wird, ist es unausweichlich, sich mit der Frage

auseinanderzusetzen, wie die Schrecken der Geschichte einer bislang unbeschwerten Kindheit

vermittelt werden können. Was ist überhaupt jüdisch? Fast unmerklich gewinnt das Ringen um

jüdische Kultur, als „Performance“, wie sich Olga Grjasnowa ausdrückt, an Bedeutung. Es gehört

zu den ausserordentlichen Leistungen dieses Romans,, wie alles, was wichtig ist, sich fast

beiläufig, leicht, ins Geschehen einschleicht, auch die zunächst kaum spürbare Krise der Ehe. „Wir

liebten einander noch immer und ... wurden uns immer fremder“.

Auf Juli folgt August, und ausgerechnet in einem Ferienressort auf Gran Canaria findet ein

Familientreffen statt, auf dem sich Lou, die Icherzählerin, etwas Aufklärung in der verworrenen

Familiengeschichte erhofft. Eine Erzählung der Großtante über Vertreibung, Flucht im Zweiten

Weltkrieg kontrastiert bizarr mit dem Touristenleben auf der Insel.

Im dritten Teil, September, macht sich Lou allein auf den Weg, um Licht in die Dunkelheit familiärer

Vergangenheit zu bringen -und eine kleine Auszeit von Zuhause zu nehmen; sie fliegt nach Israel.

Es ist eine Reise in ein ihr unbekanntes Land, und lakonisch stellt sie fest: „Niemand möchte, dass

ich hierbleibe.“

Olga Grjasnowas neues Buch trifft unerbittlich und doch charmant das Lebensgefühl unserer

fragilen Zeit.

„Olga Grjasnowa ist das Beste, was unserer Literatur passieren konnte.“ (Denis Scheck)

Vorverkauf: bücherladen am Marienplatz , 08731,40153, mail@buela.de und skribo Wälischmiller,

Laaberstr.2, Eintrott 13,- € // Schüler 8,- €.

Termine

DatumUhrzeitBuchungs-Link
Veranstaltungsort
Bruckstadel - Tourismus- und Informationszentrum
84130 Dingolfing, Fischerei 9
Veranstalter
bücherladen heder & winterhalter, Marienplatz 11, 84130 Dingolfing